Hier folgt ein Re-Post meines Testbeitrags zur MV Agusta F3 800 Probefahrt im Jahr 2014. Der Text war bisher nur auf Facebook zu finden und gehört natürich unbedingt auch auf meinen Blog. Viel Spaß beim lesen…
Schon seit Erscheinen der F3 Modelle aus Varese hat dieses Motorrad den Will-Haben-Effekt auf mich. Optisch wie auch technisch ist dieses Gerät ganz weit vorn angesiedelt und die sportlichen Erfolge in der jüngsten Vergangenheit unterstreichen das auch zu recht.
Also…auf nach Naunhof zu Motorrad Scheunpflug und gratis eine Runde mit der Bella Macchina gebucht. Mein Freund Frunzy nimmt auf der Brutale 800 Platz. Quasi die Vernunft-Version der F3. Es geht los: Aufsitzen und Platz nehmen…Sitzhöhe sehr angenehm, alles dort wo’s hin gehört. Position annähernd perfekt, obwohl die Maschine optisch so klein wirkt habe auch ich mit gut 1,85m keine Probleme. Alles sitzt, passt und man fühlt sich wohl. Motor starten…der Triple noch etwas widerwillig doch nach 10 Anlasserumdrehungen läuft das Aggregat. Ruhig und recht emotionslos brummelt der Motor unter mir. Das ist beim V2 gewiss anders aber wir wollen ja nicht schön stehen, sondern schön fahren. Also raus aus dem Hof hoppeln wir über die Naunhofer Schlaglochlandschaft bis zur Landstraße.
Natürlich ist das Sportgerät bockhart abgestimmt. Es ist eine Rennmaschine und so fühlt sie sich auch an. Jedoch auch hier wieder: Sitzposition perfekt, super Knieschluss, perfekte Fussrasten mit ausreichend Grip und ein gut ansprechender Motor, der über ein Potentiometer gesteuert wird…neudeutsch: drive by wire. Nur das Display erfordert eine kleine Technikerausbildung…auf kleinstem Raum viele Informationen. Doch auch das legt sich mit der Zeit. Alles eine Frage der Gewohnheit. Als die Wassertemperatur dann auch zu leben begann, wurde am Kabel gezogen. Und ja…das ist definitv italienisch. Es brüllt auf einmal, als wöllte uns der Motor seine Freude mitteilen. Ein infernalischer Schrei oder besser Gebrüll (schreien tut der Motor nicht wirklich) steigt auf.
Die MV Agusta zieht schnurstracks die Drehzahlleiter hinauf, ohne eine spürbare Leistungslücke zu offenbaren. Für eine Serienabstimmung fühlt sich das alles sehr, sehr gut an. Nur der Schaltautomat gefällt mir nicht. Die Gänge flutschen nicht, sie knallen rein. Und da das dem technischen Gespür überhaupt nicht gefällt, helfe ich mit kurzen Gasunterbrechungen nach, was dem Schaltvorgang sehr gut tut. Ab 2015 wurde der Schaltautomat optimiert und funktioniert seither besser. Das Handling bei knapp 10T U/min ist absolut fantastisch. Jeder Richtungswechsel wird problemlos umgesetzt. Hier kommt ganz sicher auch die gegenläufig zur Fahrtrichtung drehende Kurbelwelle zu Gute, was eine Technik aus dem Rennsport ist, die bisher überaus selten zum Einsatz in der Serienfertigung kam. Und immer wieder dieser Motor. Es ist wirklich unglaublich, welche Klangorgien dieser Dreizylinder erzeugt. Das macht süchtig!
Nach der ersten Runde zurück in Naunhof wollen wir nicht so gleich wieder abstellen und beschließen eine weitere Runde. Diesmal ab auf die Autobahn! Wenn auch für Autos konzipiert eignet diese sich perfekt zum Test einer höllisch guten Italienerin, dank der nicht vorhandenen Geschwindigkeitslimits. Auf geht’s. Mein Freund Frunzy vor mir auf der Brutale 800 zieht an…da staunte ich nicht schlecht, wie das Gerät davon zieht…brutal. Aber ich besinne mich schnell auf meinen Emotionsbolzen unter mir und ja…beschleunigen mit der F3 ist etwas überaus emotionales. Da kullern einem fast die Tränen vor Freude. Nach einem Sprint auf der zweispurigen Piste bleibt eine 275 auf dem Tacho stehen. Nicht schlecht für eine 800er aus dem Stand! Ich bin wirklich beeindruckt. Gebremst wird übrigens mit M4 Monoblocks von Brembo. Mehr will ich dazu nicht schreiben.
Kurz nach der Abfahrt stellen wir die Motorräder ab und lassen das Herz’l etwas zur Ruhe kommen. Ein Blick auf die MV zeigt, dass hier mit absoluter Liebe zum Detail ein Motorrad auf die Räder gestellt wurde. Überall ziert ein Logo die Verkleidungs- und Aluminiumteile. Selbst auf der Fußraste und dem Sietenständer wird man an den Hersteller dieses Schatzes erinnert. Hier und da gibt es auch Anzeichen vom Rotstift, der mittlerweile auch bei italienischen Diven angesetzt wird. So leuchten die Blinkerspiegel konventionell mit Leuchtmittel anstatt mit modernen LED’s und das Schloss für den „Kofferraum“ unter’m Sozius-Sitzbrötchen wurde etwas unmotiviert grob im linken Rahmen direkt unterm Tank untergebracht. Aber das alles ist für eine Rennmaschine auch völlig nebensächlich. Man hat hier wirklich das Gefühl, dass dies eine straßenzugelassene Version einer Rennmachine ist, die primär zum schnell fahren auf Rennstrecken das Licht der Welt erblickte. Wen interessieren da Blinker und Soziussitz? Das Fahren mit der MV macht unheimlich Spaß und der Vorteil des Motors ist, dass er auch geruhsam betätigt werden kann und selbst mit sanften Gasstößen gehorsam seinen Dienst verrichtet. So lässt er sich auch auf der Straße gut fahren und verlangt nicht nur nach Drehzahlgeorgel. Obwohl das zugegeben höllisch Laune macht!
Zurück in Naunhof kurze Auswertung und ein nettes Gespräch mit dem Händler, der selbst auch aktiv mit der MV Sport betreibt und damals mit Georg Fröhlich und später Manou Antweiler erfolgreich bei einigen Road Racing Events am Start ist. So kommt man natürlich schnell ins Gespräch und die Zeit vergeht, wo er von der schrauberfreundlichen Konstruktion erzählt und Tipps zur Optimierung des Gesamtpaketes gibt. Unterm Strich eine großartige Erfahrung. Mein erstes Mal mit einem nicht Zweizylinder! Ich kann es nur jedem empfehlen und derzeit tut ein Blick über den roten Tellerrand wirklich gut. Beim Kauf einer MV Agusta gibt es übrigens das passende Ladegerät für den Stecker im Heck kostenlos mit dazu! So gehört sich das auch Anno 2014.
Vielen Dank an das freundliche Team Scheunpflug in Naunhof.
Ich denke mal, wir sehen uns wieder!
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